Lost Places – Verlassene Orte
Wie so viele Menschen, bin auch ich von verlassenen Orten fasziniert. Mich reizt bei der Erkundung aber nicht das Risiko. Im Gegenteil, verbotenerweise würde ich einen Lost Place nicht mehr betreten. Das ist nicht nur Hausfriedensbruch, sondern kann auch richtig gefährlich sein. Vor 24 Jahren – in fast noch jugendlichem Leichtsinn – habe ich es mal gemacht, als ich ein stillgelegtes Hallenbad betreten habe, um das leere Becken zu fotografieren. Es war leicht zugänglich und wirkte vollkommen ungefährlich, aber ich fand es viel zu aufregend und habe es nicht lange dort ausgehalten. Nein, es ist nicht der Nervenkitzel den ich suche, sondern die mystische Atmosphäre die an einem verlassenen Ort herrscht und die Phantasie anregt. Als ich während meines Studiums mal im Rahmen eines Seminars die Großmarkthalle besucht habe, nachdem dort kein Gemüse mehr verkauft wurde und bevor sie zum Entree der Europäischen Zentralbank wurde, war das ganz legal und trotzdem sehr geheimnisvoll. Ein Ort, an dem es mal laut und bunt war und der dann verlassen und zunehmend heruntergekommen ist, wirkt auf mich einfach spannend. Letztes Jahr habe ich im Rahmen einer Führung das Gelände des ehemaligen Vergnügungsparks „Spreepark“ in Berlin besucht. Das Gelände liegt seit 20 Jahren brach und es gab ein paar tolle Motive, aber ohne größere Gruppe, hätte man noch sehr viel intensiver entdecken können – nur eben nicht legal. Sehr ausführlich habe ich dagegen vor einigen Tagen das Alte Polizeipräsidium in Frankfurt erforscht. Auch mit einer Gruppe und geführt, aber mit dem Gefühl sehr viel vom Gelände und vom Inneren des Gebäudes zu sehen. Die Polizei zog schon 2002 dort aus, dann gab es zahlreiche Zwischennutzungen und inzwischen kann man nur noch mit einer geführten Tour hinein, was ich sehr empfehle. Ich bleibe aufmerksam und auf der Suche nach Orten, die verlassen, aber vielleicht noch nicht gesperrt sind und ich werde mich immer an die Grundregeln bei dem Phänomen Lost Place halten – einen solchen Ort immer so zu verlassen, wie ich ihn vorgefunden habe und niemals etwas mitzunehmen.