Theaterfrauen und Fotografinnen
Erst kürzlich habe ich von den Fotografinnen Nini und Carry Hess erfahren. Die Frankfurter Schwestern hatten ab 1913 ein Atelier am Goetheplatz in dem sie zahlreiche Prominente und Künstler*innen fotografierten. Nini Hess war als Theaterfotografin am Frankfurter Theater fest angestellt. Ihr Name steht auf einer Gedenktafel am Schauspielhaus, weil ihr Leben gewaltvoll von den Nationalsozialisten beendet wurde. Ich empfinde es als Gewinn, nun auf die Lebensgeschichten dieser beiden großen Fotografinnen gestoßen zu sein und möchte dazu beitragen, dass sie nicht in Vergessenheit geraten.
In diesem Zusammenhang habe ich mich auch an meine eigenen Fototermine mit Ensemblemitgliedern des Schauspiel Frankfurt erinnert.
Ich traf die Schauspielerinnen allerdings nicht im eigenen Atelier, sondern im RIZ, dass damals gegenüber des Goethehauses lag und somit nicht weit vom Schauspiel Frankfurt entfernt. So fanden Fototermin und Interview bei Kaffee oder Drink in sehr ungezwungener Atmosphäre statt.
Mit Kathleen Morgeneyer trafen mein schreibender Kollege Alexander und ich uns sogar zum gemeinsamen Abendessen. Nachdem ich Portraits von Kathleen gemacht und auch das Interview fotografisch dokumentiert hatte, schlug sie bei der Verabschiedung vor, dass wir drei unsere Telefonnummern austauschen könnten, um uns vielleicht nochmal treffen zu können. Sie war gerade erst vom neuen Intendanten Oliver Reese nach Frankfurt geholt worden und kannte noch nicht viele Leute in der Stadt. Ich fand ihre unkomplizierte Art damals wahnsinnig sympathisch. Leider hat sich kein weiteres Treffen ergeben. Inzwischen lebt Kathleen Morgeneyer längst in Berlin und gehört dort zum Ensemble des Deutschen Theaters. Und ihre Telefonnummer ist vor Jahren in meinem uralten Handy verschwunden.
Auch Anne Müller wechselte in der Saison, die auf unser Treffen im RIZ folgte nach Berlin – ans Gorki-Theater. Ich habe sie beim Fotografieren als sehr zurückhaltend wahrgenommen. So eindringlich ihr Blick auf den Bildern, so stark war auch ihre Präsenz auf der Bühne. Das konnte ich danach selbst erleben.
Ebenfalls zum Ensemble gehörte zu dieser Zeit Sandra Bayrhammer. Bei unserer Begegnung 2008, natürlich ebenfalls im RIZ, fand ich sie rasend nett. Sie erzählte ausführlich davon, was es für sie bedeute Theater zu spielen. Es ginge um den Moment und um Hingabe. Ich durfte sie mehrfach spielen sehen und war besonders von ihrer Leistung bei einem Solostück total begeistert. Als ich Monate nach unserem Termin einen Freund in der Kantine des Schauspiels abholte, saß auch Sandra Bayrhammer dort. Der Freund wusste von meiner Begeisterung und zog mich einfach zu ihr, was mir erstmal eher unangenehm war. Als sie dann aber, begleitet von einer Fotografier-Geste „Hey, wir kennen uns doch!“ sagte, hab ich mich doch sehr gefreut.
Hier könnt ihr mehr über Nini und Carry Hess erfahren.