Fototermine mit Bücherschreibenden
Fantum ist mir fremd. Mir ist relativ egal, ob mein Gegenüber bekannt ist, oder nicht. Spannend finde ich vielmehr, was die Person macht. Manchmal zeige ich dann aber wohl doch das typische Verhalten einer begeisterten Anhängerin – wenn auch des Werks. Als ich den Autor Jan Seghers (Matthias Altenburg) für einen Fototermin mit Interview traf, schlug er als Treffpunkt das Alte Café Schneider vor. Frankfurter*innen wissen, dass der Termin schon länger her sein muss, denn dieses Traditionscafé, musste nach mehr als 100 Jahren vor ein paar Jahren schließen. Jan Seghers erwartete meinen schreibenden Kollegen und mich schon in der oberen Etage und bestellte dann ein Käsebrötchen ohne Butter zum Kaffee. Ich musste schmunzeln, denn als Leserin seiner in Frankfurt spielenden Krimi-Reihe wusste ich, dass der Protagonist Kommissar Marthaler genau das gleiche an diesem Ort bestellt. Ich begleitete das Interview fotografisch und verhielt mich ruhig. Doch dann kam das Gespräch auf das merkwürdige Verhalten mancher Leser*innen, die manche im Buch vorkommenden, Handlungsorte aufsuchen. Ich weiß nicht mehr, ob ich rot wurde oder lachen musste, aber ich weiß noch, dass ich ganz offen davon erzählte, dass ich kurz zuvor zum ersten Mal in den Schwanheimer Dünen gewesen wäre, weil ich durch seinen Roman neugierig geworden war. Meiner Erinnerung nach, fand er das dann doch nicht so merkwürdig, sondern war eigentlich eher geschmeichelt. Für mich wurde der Termin dadurch zu einer amüsanten Anekdote.
So würde ich auch mein Treffen mit der Autorin Alina Bronsky beschreiben, dass ebenfalls schon ein paar Jahre zurückliegt und von der ich bei unserer Begegnung noch nichts gelesen hatte. „Scherbenpark“ fand ich im Anschluss aber durchaus lesenswert. Diesmal trafen wir uns mit einem Kollegen für Fotos und Interview zum Mittagessen. Im Magazin PRINZ gab es die wunderbare Rubrik „Ein Mittagessen mit…“ einem Format, bei dem sich die lockere Atmosphäre, die direkt aufkommt, wenn man gemeinsam einen Tisch auswählt, in Speisekarten sieht, trinkt und isst, sehr angenehm auf die Interviewsituation auswirkt. Steif ging es da nie zu, egal welches Restaurant die interviewte Person ausgewählt hatte. Bei Alina Bronsky war es das Restaurant „Zum Adler“, ebenfalls ein Frankfurter Traditionslokal das „Balkan-Spezialitäten“ anbietet. Weil sie den Termin nicht kurzfristig absagen wollte, aber auch keine andere Möglichkeit sah, brachte Alina Bronsky ihren kleinen Sohn zu diesem Termin mit. Er saß mir gegenüber, wir lauschten beide dem Gespräch zwischen seiner Mutter und meinem Kollegen und er beobachtete mich dabei skeptisch. Ich verstand das – so ein großes schwarzes Gerät vor dem Gesicht ist ja auch nicht besonders Vertrauen erweckend. Doch dann bestellte ich einen „Räuber-Spieß“, er strahlte mich an und jede Skepsis war verflogen.
Shirin Kumm blieb während unserer sehr kurzen Begegnung skeptisch. Das hatte allerdings weniger mit mir persönlich zu tun, als mit der Tatsache, dass sie es eigentlich unbedingt vermeiden wollte fotografiert zu werden. Mir begegnen immer wieder Menschen, die nicht gerne fotografiert werde, aber diese Art von Scheu war auch für mich neu. Ich habe mich bemüht, es kurz zu machen und eine Atmosphäre zu schaffen, die für sie möglichst angenehm war. So wenige Fotos habe ich bei einem Fototermin allerdings noch nie gemacht, aber auch das war eine spannende Erfahrung.
Deutlich mehr Zeit hatte ich, als ich neulich eine Veranstaltung fotografierte, bei der Navid Kermani auftrat. Er las aus drei seiner Bücher, von dem eins auch vorher schon auf meiner Lesewunschliste stand und zwar „Jeder soll von da wo er ist, einen Schritt näher kommen“. Während er las hatte ich ausgiebig Zeit Impressionen einzufangen und am Ende habe ich ihn – bisher eher untypisch für mich – kurzerhand gefragt, ob er noch schnell für Portraits zur Verfügung stehen würde – stand er.
Da ich eine sehr ausgeprägte Liebe zu Büchern habe, ist es für mich auch besonders spannend den Menschen zu begegnen, die Bücher schreiben.